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So fing seine “Eroberung” der Metropole  an, wobei er sehr unterschiedlichen Menschen begegnet ist. Die Porträtreihe  dieses Buches beginnt mit einer reichen und sehr vornehmen Witwe, die ihm eine  “Chambre de Bonne”, eine Dachkammer  vermietet. Das prunkvolle Gebäude liegt mit Blick auf die Gärten des Hôtel  Matignon, Residenz des Premierministers, doch die grosse Eingangshalle bleibt  ihm verschlossen. Er darf nur den Dienstboteneingang benutzen, der in einem  dreihundert Meter langen unterirdischen Gang mündet. In diesem Gang und in den  Zimmern unter dem Dach begegnet er der Concierge, den Dienstboten und vielen  Leuten die in Paris ihr Glück suchen: ein Koch, ein Mode-Designer, ein  Taxichauffeur, ein Prostituierter – alle kaum zwanzig Jahre alt.
In jedem Kapitel wird eine andere  Person oder Gruppe porträtiert : die Studenten an der Sorbonne und an einer  Schauspielschule, die Mitglieder einer Theatergruppe, zwei Clochards in der  Metro, mehrere Marktverkäufer, die hundertjährige Nachbarin, eine russische  Sängerin, die “vor der Revolution” geboren ist, eine mysteriöse Dame mit einem  Pelzcape, ein extravaganter Graf, ein Prinz und viele Künstler und Bohemiens.  Inzwischen hat der Erzähler seinen Weg in Paris gefunden und läuft durch die  grosse Eingangshalle in dieselben Gebäude, die er früher nur durch den  Dienstboteneingang betreten durfte. Aber er hat nicht verlernt, hinter die  Fassade zu sehen. Er sieht die Mittelmässigkeit der Minister, die er interviewt  und die Langeweile der Prinzen, die grosse Empfänge geben.
Sogar bei den berühmten Künstlern  findet er Einsamkeit: Arletty ist eine blinde Greisin, der er Gedichte am  Telefon vorträgt, Marlene Dietrich schreibt ihm einen ihrer letzten Briefe, und  für Rudolf Nurejew liest er ein Gedicht von Goethe – zu seinem Begräbnis.
  
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Erschien 2019 bei Elmar (Niederlande) 
							 
					
						
						
								
								Illustrierte Personenliste - Inhaltsangabe
								
								Wie viele Kinder und Enkel von  Flüchtlingen ist W.K. aufgewachsen mit Geschichten über eine ferne Welt “hinter  dem Eisernen Vorhang”, die seine Familie in dramatischen Umständen 1945  verlassen musste. Innerlich hat sich seine Grossmutter sich nie von dieser Welt  trennen können und ihr Haus voller Schwarz-Weiß-Fotografien von Menschen, die  alle nicht mehr lebten, hatte etwas von einem Mausoleum. Eines Tages öffnete  sie für ihren Enkel den Schrank, in dem sie ihre “Schätze” aufbewahrte: die Familienpapiere.  Von dem Augenblick an, wo W.K. diese Dokumente in seinen Händen hielt – die  Tagebücher des Vaters seiner Grossmutter in Berlin und Paris um 1900, die  Frontbriefe ihres Mannes (1939-1944) und die Erinnerungen an ihren verstorbenen  ältesten Sohn (1938-1947) – haben diese Papiere ihn nicht mehr verlassen. Von  Jahr zu Jahr werden es auf rätselhafte Weise immer mehr. Seit beinahe dreissig  Jahren schreibt W.K., um die ganze Dokumentation (in Sütterlin geschrieben und  deswegen unleserlich für die Menschen seiner Generation) zu retten und um diese  vergangene Welt wieder aufzurufen, als ob er einen Fetzen nach dem anderen  eines alten Fotos zusammenkleben würde, das man vor langer Zeit zerrissen hat.  Es ist viel mehr als Schreiben, er macht das, was seine inzwischen verstorbene  Grossmutter zeitlebens nicht tun konnte: er “repariert” etwas.

In einem Artikel erläutert W.K.  
die Beweggründe zu dieser Chronik:
- Den Artikel lesen (auf Deutsch)
- Eine illustrierte Personenliste
- Inhaltsangabe und Prolog (von  Band I)
Band I (1850-1915) ist 2009 erschienen. (1.000 Seiten)
Band II (Gisela 1911-1937) ist für 2011 angekündigt. (1.000 Seiten)
Band III (Interviews und Anhang) ist für 2012 angekündigt. (1.000 Seiten)
							 
					
                    	
						
								Um diese Webseite, die fast ausschliesslich aus Links zu  Büchern besteht, mit ein bisschen Literatur zu beschliessen, eine short story,  einer der ersten Texte, die W.K. 1984 veröffentlicht hat:
for  B.
You  were standing there, the lake was shimmering, it was freezing, a few hours  before dawn. A cold breeze was blowing over the water and caressing your hair.  Everything was glittering; the landscape was covered with diamonds, just as if  the stars had come down from the sky to join us in these beautiful moments…
The  world had been like this two days before. Now we were riding through the  forest; you on a black horse, a shadow gliding, flying over the landscape; I on  a little white Arab, nervously trotting behind you. Calm reigned over the dark  long silhouettes of these big old cathedral-like trees and peace was all around  us and in us. We hadn’t seen a soul for two hours and were on our way back.  Like two proud eagles our horses were bending their necks and their eyes  pointed intently towards our goal – home.
You  were galloping in front of me. I still see the wood, but then suddenly nothing;  my mind blanks it out. I vaguely recognize your face between the leaves on the  ground, lightened by the moon and a black shadow running away. The powerful  horse was returning home - alone. As I lifted you from the ground you started  screaming. You continued while I was carrying you to the next house, the next  light. They were just a kilometer away: light, warmth, hope. But in us were  only fear, blood and pain. This contrast was so strong: the peaceful landscape  which continued to bathe silently in the cool moonlight, while warm blood was  running out of your ear on my face. Darkness was coming over us…
Ambulance,  a siren yelling just above our heads, panic in the eyes of the doctor, white  hospital-doors - and fear that stabs you like ice peaks. Your heart making  little waves on a screen. Little green waves: the ripple of your life. Once a  stone had been thrown into a lake and small waves kept on coming to the shore. A  storm came. The waves grew huge and threatening, silences grew in between them  and then suddenly nothing, “le vide”. The lake was cold, the castle was  abandoned, the dream was over. Where were you? Where was I?
I  was standing there at the foot of your bed, being aggressed by cold white  walls, cold white shirts and cold white hospital faces… And you?
I  went to see you often. A smile in your eyes, a little smile on your lips while  you were besieged by instruments, bandages and drips. Blood crusts on your blue  operation shirt – signs of life are always beautiful. Even though deformed by  this accident, you were never so beautiful. Because you returned to life after our hearts had stopped beating for an instant. Now things will never  (exactly) be the same again.
  
  W.K. 
  Brussels,  January 1984